Heute sind wir wieder mal spontan und entscheiden uns kurzfristig um, das heißt die Küstenstraße darf noch auf uns warten, dafür geht es für uns vier heute ins Hinterland von Samandag zu dem letzten armenischen Dorf in der Türkei.
Eine traurige und mutmachende Geschichte zugleich, denn es ist eine Minderheit hier im Land und sie setzen sich weiterhin stark für ihre Gemeinde ein, obwohl nur noch 35 Familien derzeit dort leben.
Früher bestand die Gemeinde aus 7 Dörfern von denen nur von Vakifli übrig geblieben ist. Die Fahrt hinauf die Serpentinen entlang ist abwechslungsreich und die Aussicht über die Gegend bis hinunter zum Meer ist wirklich sehr schön. Es ist zwar recht übersichtlich im Dorf, aber so können wir ganz gemütlich alles zu Fuß erkunden. Der erste Stopp ist das Museum, dort lesen wir über die damalige Flucht der Armenier auf den Berg Musa Davi. Sie wehrten sich dort 53 Tage lang gegen die Angriffe der Türkei ab. Französische Seefahrer, sahen eine Fahne mit der Aufschrift „Christen in Not: Retten“. Die armenischen Flüchtlinge wurden nach Port Said evakuiert und nach der französischen Besetzung der Türkei 1918 kehrten sie wieder in ihre Dörfer zurück. Nach dem Friedensvertrag zwischen der Türkei und Frankreich 1939 wurden 6 der 7 Dörfer entvölkert. Viele der Dorfbewohner emigrierten in den Libanon und zogen nach Istanbul.
Wir verlassen das Museum mit gemischten Gefühlen, denn für uns ist es doch sehr befremdlich, daß die Menschheit nicht aus den Fehlern der Vergangenheit lernt. Für uns ist jeder Mensch gleich, egal welche Hautfarbe oder welche Religion er hat. Er ist einfach ein Mensch...so wie wir Alle.
Nach unserem Spaziergang über den kleinen Bauernmarkt, auf dem wir leckere Bio Marmelade kaufen, kommen wir vor dem Teeladen in ein Gespräch mit einem Dorfbewohner, er lebt seit vielen Jahren in Berlin mit seiner Familie. Es ist schön zu sehen, daß er seine Wurzeln nicht vergißt und seine alte Heimat weiterhin unterstützt. Der Zusammenhalt dieser Minderheit ist bemerkenswert, sie geben nicht auf...
Inzwischen lebt die Gemeinde von dem Anbau von Bio Orangen (die besten die wir je gegessen haben) und von sanftem Tourismus, ein kleines Bed an Breakfast mitten in der Natur. Vorbei an der Kirche und den unzähligen Orangenhainen, verlassen wir diese kleine Oase….mit der Hoffnung auf noch mehr Toleranz zwischen den Menschen.